Mit Struktur und Sicherheit zum Erfolg

Doppeljubiläum der „Tagesförderstätte Autismus Saar“

 

Gleich zwei Jubiläen hat in diesem Jahr die „Tagesförderstätte Autismus Saar“ zu feiern. Eröffnet wurde sie vor 20 Jahren im Frühjahr 2003 und vor zehn Jahren ist die Einrichtung nach Nalbach umgezogen. Zwei besondere Ereignisse für den Schwesternverband als Träger und auch für das Saarland, denn die Tagesförderstätte für Menschen mit Autismus war damals die einzige ihrer Art im Saarland und die Eltern der Betroffenen hatten lange dafür gekämpft.

Die Elterninitiative Möwe Jonathan war es, die sich unaufhörlich dafür einsetzte, dass ihnen und ihren Kindern geholfen wird. Denn vor 20 Jahren gab es im Saarland noch keine spezialisierte Einrichtung für Menschen mit Autismus und Plätze in anderen Einrichtungen waren und sind bis heute rar gesät. So begann 2003 die Zusammenarbeit des heutigen Vereins Lebensgemeinschaft Möwe Jonathan e.V. und dem Schwesternverband. Mit acht Plätzen war die Arbeit mit den Menschen mit Autismus in einem Gebäude in Fraulautern gestartet. Fast von Anfang an mit dabei war der heutige Einrichtungsleiter Andreas Schackmar, der im März 2004 zum Team kam.

Die Förderung von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung und Menschen mit Autismus unterscheide sich sehr deutlich. „Unsere Klienten brauchen Sicherheit, Struktur und Vorhersehbarkeit“, erklärt Schackmar, der seit 2013 die Tagesförderstätte leitet. Die Menschen hätten meist ein stereotypes Verhalten, eine eingeschränkte Kommunikation und ein eingeschränktes soziales Verhalten. Dazu komme oft ein herausforderndes Verhalten, durch (Reiz)-Überforderungen sei auch ein Hang zur Aggressivität möglich. „Unsere Aufgabe ist es, unser Angebot und die Reize anzupassen, ganz individuell an unsere Klienten, dass diese sich gut uns sicher fühlen“ Dazu arbeitend die Mitarbeiter*innen nach dem Teacch-Konzept. Die Eindeutigkeit in der Instruktion sei dabei sehr wichtig, denn umgangssprachliche verbale Äußerungen wie „bis gleich“ oder „das machen wir später“ könnten die Klienten nicht einschätzen, was zu entsprechenden Reaktionen führen kann.

Bei der Arbeit in Fraulautern stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass die Räumlichkeiten nicht ideal waren. Das Team hatte sich mit den Jahren gut eingespielt, aber die Aufteilung der Räume über drei Stockwerke und auch die Lage der Einrichtung brauchten eine Veränderung. So zog die Tagesförderstätte nach Nalbach um, wo die Platzzahl sogar auf 12 Plätze erhöht werden konnte. Der Umzug verlief an insgesamt drei Tagen reibungslos und nach einer Eingewöhnungsphase der Klient*innen ist man „Am Kreisel“ angekommen. „Das Gebäude hier ist optimal“, sagt Andreas Schackmar. „Von der Größe, der Aufteilung, es passt einfach alles.“ So verfügt die Einrichtung hier unter anderem über einen großen gemeinsamen Aufenthaltsbereich mit Küche, über einen Garten, eine Werkstatt und sieben Förderräume. Diese sind nötig, denn die Klient*innen müssen in Kleingruppen gefördert werden, die so klein wie möglich sind. Die Klient*innen sind zwischen Mitte 20 und Mitte 40 Jahre alt und haben alle eine Diagnose im Spektrum Autismus. Sie besuchen die Tagesförderstätte an fünf Tagen in der Woche von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr. Der Besuch ist quasi als deren Arbeitsstelle anzusehen, ansonsten wohnen sie noch zu Hause bei den Eltern oder auch im „Wohnen Autismus Saar“, eine Wohneinrichtung des Schwesternverbandes, die 2014 eröffnet wurde. Wie gefördert wird ist ganz unterschiedlich. Einige Klienten erledigen niederschwellige Arbeiten in den Förderräumen, wie Sortierarbeiten am Tisch. Andere malen, stellen Grillanzünder her oder verpacken Medizinprodukte. „Für jeden Klienten und jede Klientin finden wir ein ganz individuelles Angebot, das zu dem oder derjenigen passt.

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