Arbeiten auf Augenhöhe

Bärbel Dollak geht nach über 46 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand

 

Am 01. Oktober 1976 begann Bärbel Dollak ihre Arbeit für den Schwesternverband als Auszubildende zur Krankenpflegehelferin im Haus B der „Häuser im Eichenwäldchen“, auf einem Seniorenwohnbereich. Sie geht als Einrichtungsleiterin, in Zufriedenheit und Dankbarkeit und mit Freude, was nun auf sie zukommen mag.

„Wir hätten uns gewünscht, Sie würden noch nicht gehen“, sagt Thomas Dane, der Vorstandsvorsitzende bei seiner Ansprache. Viele Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen denken sicherlich ebenso. Er habe nie eine Leitungskraft erlebt, die Dienstgespräche so gut vorbereitet habe und sie sei nie mit einem Problem ohne Lösungsvorschlag zu ihm gekommen, lobt Dane weiter: „Sie hat die Fähigkeit Menschen anzuleiten, zu motivieren und ihren Mitarbeitern Kompetenzen zuzutrauen.“ Die Liebe zu den Menschen merke man ihr an: „Sie begegnet den Menschen mit Beeinträchtigung auf Augenhöhe und schafft es, sie das spüren zu lassen.“ Und das konnte man auch während der Abschiedsfeier förmlich spüren. Liesel Weigerber, frühere Kollegin und heute Mitglied der Mitgliederversammlung (ehemals Mitglied des Aufsichtsrates) des Schwesternverbandes, bestätigt Danes Worte. „Sie war aufopferungsvoll und Vorbild für Mitarbeiter“, sagt Weisgeber „und sie verstand es, das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter zu stärken.“

Für sie selbst ist das alles selbstverständlich. Die Beziehung zu den Bewohner*innen lag ihr schon früh am Herzen: „In meinem Tun, meiner Arbeit stand immer die Beziehungsarbeit im Vordergrund. Ich habe immer für Menschen gearbeitet, nie stand die Beeinträchtigung im Vordergrund, sondern immer die Person mit ihren Stärken und Schwächen.“ Mit gerade mal 18 Jahren kam sie ins Eichenwäldchen, wohnte während der einjährigen Krankenpflegehelferinnen-Ausbildung im „Schwesternstock“, oberhalb der heutigen Verwaltung im Haus E. Sie schloss die Altenpflegehelferinnen Ausbildung an, zwei Jahre später folgte die Ausbildung zur Krankenschwester in Meisenheim. Sie kam ins damalige „Seid getrost“ zurück, arbeitete im Haus C, im Kinder- und Jugendbereich, auch mit Säuglingen und Kleinkindern. Hier entstand der Wunsch, sich weiterzuentwickeln und die Arbeit mitzugestalten.

Bärbel Dollak arbeitete auf unterschiedlichen Bereichen, begleitete Ferienmaßnahmen und half auch in anderen Einrichtungen aus. 1984 und 1985 absolvierte sie eine berufsbegleitende Sonder- und heilpädagogische Zusatzausbildung zur Gruppenleitung in Einrichtungen für geistig behinderte Menschen. Sie wurde Mentorin und qualifizierte sich als Leitung einer Pflegeeinheit. Nach einer rund dreijährigen, berufsbegleitenden Ausbildung zur Gestalttherapeutin, legte sie 2001 die Prüfung zur Qualitätsbeauftragten ab. Es folgte die Aufbauqualifikation zur Pflegedienstleitung und zuletzt 2011/2012 die Weiterbildung zur Fachkraft für Inklusionspädagogik.

Bereits 1972 bekam sie die Chance, Veränderungen umzusetzen, als sie zur Wohnbereichsleitung befördert wurde. 2001 erhielt sie, zunächst als Krankheitsvertretung, ein Jahr später ganz offiziell, die Stelle der Pflegedienstleitung. 2013 stieg sie dann, etwa zeitglich mit dem Beginn der Dezentralisierungsmaßnahmen, zur Einrichtungsleitung auf, die sie mit Unterbrechungen (zwischenzeitlich war sie als Verbundleitung und auch wieder als Pflegedienstleitung tätig) dann bis zu ihrem Renteneintritt inne hatte.

In den letzten zehn Jahren war sie mit verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der zahlreichen Dezentralisierungsmaßnahmen der „Häuser im Eichenwäldchen“. Da die geborene Frankfurterin sich selbst auch immer weiterentwickelte, fiel es ihr nicht schwer, sich auch auf die Veränderungen im einzulassen: „Ich war stolz, Teil der Veränderung zu sein und auch Veränderungen angestoßen zu haben“, sagt Bärbel Dollak. Nach 46 Jahren und drei Monaten ging Bärbel Dollak nun zum 31.12.2022 in den wohlverdienten Ruhestand. Für sie ein runder Abschluss, denn die Zeit der großen Veränderungen durch die Dezentralisierungsmaßnahmen ist abgeschlossen. Sie geht zufrieden, dankbar und mit freudiger Erwartung, was nun auf sie zukommt. Vor Langeweile hat die 64-Jährige keine Angst und auch nicht davor „ihre“ Einrichtung zurückzulassen. „Wir haben ein tolles Team und dieses Team um Susanne Fasel wird sich weiter so engagiert und motiviert für die ihnen anvertrauten Menschen einsetzen, wie sie es immer schon getan haben. Das ist ein gutes Gefühl!“

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