­Motivation auf vier Hufen

Sie arbeitet in Teilzeit, in einer sehr interessanten Tätigkeit und mit einem sehr vielseitigen Klientel: Erwachsene und Kinder mit und ohne geistige und/oder körperliche Beeinträchtigung. Manchmal arbeitet sie im eigenen Betrieb, manchmal fährt sie bis zu einer Stunde, um Klienten zu besuchen. Weil kein Mensch wie der andere und auch jede Gruppensituation verschieden ist, muss sie sich immer wieder neu auf die Menschen und Dynamik einstellen. Das macht sie, als ob sie intuitiv wüsste, was ein jeder braucht und wie sie die Menschen am besten aus der Reserve locken kann. Es ist faszinierend, ihr zuzusehen!

Die Rede ist von der 10-jährigen Shetlandpony-Stute Holly.  Sie wird von ihrer Besitzerin Anne Kieffer-Keller aus Oberkirchen, Landkreis St. Wendel, in der täglichen Arbeit eingesetzt. Anne Kieffer-Keller ist Erzieherin, Fachkraft in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd und Ausbilderin im Behindertenreitsport (DKThR). Die Arbeit mit Holly kann ganz verschiedenermaßen aussehen: junge Kinder können Holly reiten, für Menschen jeden Alters ist sie durch das Ertasten ihrer dichten, langen Mähne, ihres Fells, ihrer weichen Nüstern erfahrbar. Und weil Holly sehr klein ist, ist sie nicht nur für kleine Menschen prima, sondern auch perfekt zugänglich und wortwörtlich begreifbar für Erwachsene im Sitzen, einschließlich ältere Menschen und solche, die für ihre Mobilität auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Aufgrund ihrer Größe und daher einfachem Zugang (es wäre wirklich sehr schwierig, vor so einem süßen, menschenbezogenen Tierchen Angst zu haben!) ist Holly die perfekte Knuddelpartnerin. Aufgrund dessen ist sie eine sehr beliebte Besucherin im Wohnen an den Kastanien, Einrichtung der Eingliederungshilfe für Erwachsene des Schwesternverbands in Schiffweiler – Heiligenwald. Aufgrund der komplexen Beeinträchtigungen der Bewohner steht für die Bewohner hier das Erleben des Pferdchens mit allen Sinnen (Gehör, Geruch, Sehen, Fühlen) und die Beziehungsaufnahme im Vordergrund.

Holly hat aber auch einen unglaublichen Aufforderungscharakter. So kommen Bewohner begeistert, um Holly draußen vor der Einrichtung zu treffen, die sonst eher schwierig zur Teilnahme an Beschäftigungsangeboten zu bewegen sind. Und auch solche, die im täglichen Geschehen eher als „Pumuckl“ agieren, sind in Hollys Gegenwart ganz still und ruhig, scheinen sich bewusst, auf das Pferdchen einzustellen, und genießen die Nähe dieses so besonderen Lebewesens. Motivation auf vier Hufen 😉.

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